Frühjahrsmüdigkeit und Heuschnupfen adé

In einem Zeitungsartikel habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass die westliche Wissenschaft noch nicht herausfinden konnte, warum es eigentlich Frühjahrsmüdigkeit gibt. Der Ayurveda dagegen wusste das schon vor über 2000 Jahren.

In diesem Blogartikel möchte ich mit dir anschauen, warum es wichtig ist, sich im Einklang mit den Jahreszeiten zu verhalten, und dir dazu viele konkrete Tipps mit an die Hand geben.

Was ist Ayurveda

Wie ich bereits in anderen Blog-Artikeln mit dir geteilt habe, handelt es sich bei Ayurveda um ein ganzheitliches Medizinsystem, welches seinen Ursprung in den vedischen Schriften hat.

Ayus steht dabei für das Leben und damit den Zusammenschluss von Körper, Sinnesorganen, Geist und Seele.

Veda bedeutet Wissen und zwar über die universellen Naturgesetze.

Der Ayurveda fußt auf den so genannten Panchamahabhutas, den fünf grossen Elementen. Hierzu habe ich bereits einen Blog-Artikel verfasst den du hier finden kannst.

Jeweils zwei der Elemente bilden zusammen ein Funktionsprinzip auch Dosha genannt.

Wir  unterscheiden:

das Vata Dosha, auch „Bewegungsprinzip“ genannt ,bestehend aus den Elementen Luft und Raum

das Pitta Dosha, auch „Transformationsprinzip“ genannt, bestehend aus den Elementen Feuer und Wasser.

das Kapha Dosha, auch „Strukturprinzip“ genannt, bestehend aus den Elementen Erde und Wasser.

Die Bedeutung der Jahreszeiten im Ayurveda

In jeder Jahreszeit gibt es ein Dosha, welches über die anderen energetisch dominiert. D.h. nicht, dass die anderen Doshas nicht wirken, aber die Eigenschaften des dominanten Doshas sind für unser Verhalten in dieser Jahreszeit besonders relevant.

Wie du ja bereits über den Ayurveda weisst, gilt das Prinzip: Gleiches verstärkt sich, Gegensätze gleichen sich aus.

Was meinen wir damit?

Wenn im Frühling das Kapha Dosha mit seinen Eigenschaften ölig, kalt, schwer, träge, glatt, schleimig vorherrscht, sollten wir für einen entsprechenden Ausgleich sorgen. Sowohl unsere Ernährung als auch unsere Lebensweise sollten entsprechend angepasst werden, so dass wir mehr Wärme, mehr Leichtigkeit und mehr Bewegung in den Alltag integrieren.

Aber auch ein paar wichtige Worte vorab:

Bei den Tipps, die ich dir mitgebracht habe, handelt es ich um allgemeine Empfehlungen aufgrund der jahreszeitlichen Gegebenheiten, und sie sind als Vorbeugung gedacht. Sie sind also für dich geeignet, wenn du überwiegend im Gleichgewicht bist.

Solltest du im Moment grössere Beschwerden haben, dich wegen einer akuten Erkrankung in einer ärztlichen Behandlung befinden oder an einer chronischen Erschöpfung leiden, dann sind diese Tipps eher nicht für dich gedacht.

Bedenke darüber hinaus, dass der Ayurveda für Individualität steht. Selbstverständlich sind die unten aufgeführten Tipps wertvoll und von mir mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Aber sie können und sollen keine Beratung bei einem / einer Ayurveda-Expertin ersetzen.  

17 Ayurvedische Tipps zu Ernährung und Lebensstil im Frühling

Ernährung

Tipp Nr. 1 :Trinke nach dem Aufstehen ein Glas warmes Wasser

Das Wasser hydriert den über Nacht ausgetrockneten Körper, weckt den Geist, und regt gleichzeitig noch die Verdauung an.

Wenn du magst, kannst du häufiger zusätzlich ein paar Scheiben Ingwer dazugeben. Diese wirken zusätzlich wärmend auf den Körper und unterstützend für die Verdauung.

Ein weiterer Vorteil ist, dass du dies gleich als erste achtsame Übung des Tages ansehen kannst, in dem du dir ganz bewusst Zeit nimmst, in Ruhe dieses Glas warmes Wasser zu trinken und dich dabei innerlich auf den Tag vorzubereiten.

Tipp Nr. 2: Iss ein warmes, leichtes Frühstück

Da das Verdauungsfeuer im Frühling bei den meisten Menschen etwas Unterstützung braucht, und es am Morgen aufgrund des Sonnenstandes noch nicht so stark brennt, macht es Sinn, warm und leicht zu essen. Wenn du es süss magst, kannst du zum Beispiel warmen Haferbrei essen (mit viel Wasser angrührt) oder auch Pancakes. Super geeignet ist auch eine warme Gemüsesuppen oder ein Poha. Und wenn Du am Morgen aktuell gar keinen Hunger verspürst, dann lass das Frühstück aus.

Tipp Nr. 3: Setze im Frühling auf die Geschmacksrichtungen scharf, bitter und herb

Diese 3 Geschmacksrichtungen gleich Kapha aus. Der scharfe Geschmack, den du zum Beispiel in Pfeffer oder auch Chili findest, besteht aus den Elementen Luft und Feuer. Der bittere Geschmack, den du zum Beispiel in Kurkuma oder auch Chicorée findest, besteht aus den Elementen Luft und Raum. Der herbe Geschmack, den du zum Beispiel in schwarzem Tee oder auch in Koriander findest besteht aus den Elementen Luft und Erde.

Tipp Nr. 4: Es darf ordentlich gewürzt werden

Gewürze spielen im Ayurveda ein wichtige Rolle. Im Frühling darfst du so richtig grosszügig sein allem, was wärmt und dein Verdauungsfeuer unterstützt. Zum Beispiel Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander, Pfeffer, Chili, Senf Samen, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Zimt, Zwiebeln, Knoblauch und Bärlauch.  Bitte denke daran, dass du nur scharf würzt, wenn du keine Probleme mit Magenbeschwerden und / oder Säure- / Hitzebildung hast.

Tipp Nr. 5: Iss viel warmes, grünes Blattgemüse der Saison zum Mittag und Abendessen.

Achte bei bei den Gemüsesorten auf saisonal und regional. Besonders empfehlenswert sind jetzt zum Beispiel Lauch, Spargel, Spinat, Radieschen, Rhabarber und natürlich Bärlauch.

Natürlich kannst du am Mittag auch mal einen Salat essen, zum Beispiel mit frischem Löwenzahn, Ruccola und auch Brennnessel. Brennnessel und Löwenzahn sind auch super geeignet für Tees die du über den Tag verteilt trinken kannst.

Tipp Nr. 6: Versuche zwischendurch Kuhmilchprodukte, süsse, kalte, schwere und fettige Speisen zu vermeiden

Denn diese Nahrungsmittel fördern die Schleimbildung und können im Frühling zu viel sein für deine Verdauung. Natürlich heisst das nicht, dass Du nicht hin und wieder ein Stück Rhabarberkuchen oder auch Schokolade sowie einen Joghurt essen darfst. Beobachte einfach gut, wie du dich danach fühlst.

Tipp Nr. 7: Denke über eine ayurvedische Entlastungskur nach

Dabei geht es darum die Verdauung optimal zu unterstützen. Idealerweise kannst du hierzu die so genannte Mono Diät ausprobieren. Dabei handelt es sich nicht um eine Fastenkur, sondern wie der Name schon sagt, um eine Diät bei welcher über einen längeren Zeitraum das gleiche gegessen wird. Im Ayurveda isst man dann z.B. über einen Zeitraum von rund einer Woche zwei bis dreimal am Tag Kitchari. Dieses Gericht enthält neben für die Verdauung förderlichen Gewürzen in der Hauptsache Mungdal sowie Reis. Im Internet findest Du unzählige Rezepte und Variationen mit verschiedenen Gemüsesorten, so dass auch etwas Abwechslung im Geschmack gegeben ist.

Lebensstil

Tipp Nr. 1: Stehe mit dem Sonnenaufgang auf und nutze so die leichte Energie von Vata.

Mit dem Sonnenaufgang haben wir einen Wechsel vom Vata Dosha, welches in der zweiten Nachthälfte vorherrscht, zum Kapha Dosha.

Damit nimmt die leichte und bewegliche Energie sukzessive ab und macht einer eher schwereren, trägeren Energie Platz.

Da im Frühling -wie oben bereits beschrieben- auch noch zusätzlich viel Kapha in der Natur vorherrscht, kann es besonders schwer sein, morgens aus dem Bett zu kommen.

Mach dir also die Qualitäten des Vata Doshas für deinen Start in den Tag zu nutze.

Natürlich ist es wichtig, dass du trotzdem ausreichend viele Stunden schläfst, um erholt zu sein. Gehe also hier mit gesundem Augenmass vor, und passe bei Bedarf die Zeit an, zu der du schlafen gehst.

Tipp Nr. 2: Schabe nach dem aufstehen den frischen Belag von deiner Zunge.

Der Belag entsteht aufgrund der Verdauungs- und Stoffwechselprozesse in der Nacht. Die dabei zurückgelassenen Rückstände kannst du mit einem Zungenschaber entsprechend entfernen. Achte darauf, dass du sanft bleibst und nicht versuchst alte Belege mit viel Kraft abzulösen.

Eine Reinigung der Zunge ist in jeder Jahreszeit sinnvoll, aber im Frühling sammeln sich erfahrungsgemäss die meisten Rückstände an.

Tipp Nr. 3: Reinige und Pflege Deine Nasengänge

Viele Menschen leiden im Frühjahr an Heuschnupfen, aber auch an Atemwegsinfekten. 

Hier kannst du aktiv vorbeugen, in dem du am Morgen zunächst deine Nasengänge reinigst. Dies kannst du mittels eines Jala-Neti Kännchens tun (wie auf dem Bild gezeigt) oder auch mit speziellen Inhalationsgeräten.

Danach ist es wichtig, die Nasenschleimhäute zu pflegen. Der Ayurveda empfiehlt dazu ein mediziniertes, also mit Kräutern angereichertes Öl (Nasya).

Einfach etwas anwärmen und mit einer Pipette 1-2 Tropfen in jedes Nasenloch geben.

Dann sanft die Nasenflügel von aussen massieren und so das Öl gut verteilen.

Wenn Du kein mediziniertes Öl bekommst oder es Dir zu aufwändig ist, kannst du auch Sesamöl nehmen und in jedes Nasenloch einen Tropfen Öl mit dem Finger einreiben.

Auch das bringt schon sehr viel, denn so können weniger Pollen, Bakterien und auch Viren über die Nasenschleimhäute in den Körper eindringen.

Tipp Nr. 4: Nimm ein paar ganz bewusste Atemzüge am offenen Fenster

Dies kannst du gleich am frühen Morgen nach dem Aufstehen tun, aber auch immer wieder über den Tag verteilt. Frischer Sauerstoff bringt den Kreislauf in Schwung und tiefe Atemzüge regulieren das Nervensystem.

Tipp Nr.. 5: Mache vor dem Frühstück eine wärmende Bewegungseinheit

Es reichen schon rund 15-20 Minuten – idealerweise an der frischen Luft und natürlich VOR dem Frühstück (Sport nach dem Essen stört den Verdauungsprozess und kann zu Fehlverdauung führen).

Denn durch die Tatsache, dass dann Kapha gemäss Jahres- UND Tageszeit auf uns einwirkt, potenziert sich die eher schwere und träge Energie, was dich unter Umständen gefühlt müder als in anderen Jahreszeiten in den Tag starten lässt. Um dem entgegenzuwirken, bietet sich Bewegung an.

Kombiniert mit frischer Luft wirkt der belebende Effekt sogar doppelt.

Wichtig ist, dass du dir eine Bewegungsform aussuchst, die dir wirklich Spass macht. Sei es eine kurze Jogging Runde, die Fahrt mit dem Velo zur Arbeit oder auch ein paar Sonnengrüsse aus dem Yoga auf dem Balkon. Was auch immer es ist, probier es aus und spüre den Unterschied, den so ein aktiver Start in den Tag ausmacht.

Tipp Nr. 6: Mache ab und an am Morgen eine Trockenbürstenmassage

Massiere dabei mit der Bürste in kreisenden Bewegungen von unten nach oben in Richtung Herz. Auch das regt den Kreislauf an. Falls deine Haut empfindlich ist kannst du auch dafür einen Seidenhandschuh verwenden.

Im Internet findest du viele verschiedene Anleitungen. Ich finde diese sehr schön -> Klick.

Tipp Nr. 7: Iss nur, wenn du Hunger hast

Der vielleicht wichtigste Tipp von allen lautet: Iss nur wenn du Hunger hast.

Warum? Nur dann ist die letzte Mahlzeit verdaut und dein Körper wirklich bereit für die nächste Mahlzeit.

Hast du am Morgen keinen Hunger, lass unbedingt das Frühstück aus, denn auch hier brennt dein Verdauungsfeuer dann noch nicht stark genug um eine Mahlzeit verarbeiten zu können. Und alles was wir nicht verdauen können, bleibt im Magen-Darm-Trakt unverdaut liegen und führt mittel- bis langfristig zu Problemen.

Tipp Nr. 8: Vermeide Tagesschlaf, weil dieser Kapha erhöhen kann

Ein längeres Nickerchen nach dem Mittagessen kann dein Verdauungsfeuer beeinträchtigen, da der Körper in den Ruhezustand übergeht, anstatt Nahrung effizient zu verdauen. Dies kann zu Verdauungsstörungen, Blähungen und einem Gefühl von Schwere führen.

Ausnahmen sind ein kurzer Power Nap und natürlich der Mittagsschlaf bei kleinen Kindern oder auch Senioren. Diese Personen haben ein anderes Energiebedürfnis und dort kann Tageslauf angebracht sein.

Tipp Nr. 9: Reinige dein Zuhause und trenne dich von Dingen die du nicht mehr brauchst

In der Dunkelheit des Winters, in einer Zeit, in der wir vermehrt zu Hause sind, neigen wir zur Anhäufung von Dingen.

Im Frühling ist es nun wieder Zeit für mehr Leichtigkeit und Loslassen. Überlege dir, ob es Dinge gibt die du gerne spenden möchtest. Und mache dir einen Plan wie du in deiner Wohnung oder in deinem Haus nach und nach in jedem Zimmer für Ordnung sorgen möchtest.

Suche die hierfür gerne Unterstützung und erfreue dich später am Ergebnis.

Tipp Nr. 10: Stimuliere deine Sinne mit Aromaölen

Wenn du Aromaöle magst, dann nutze im Frühling anregende Zitrusdüfte wie zum Beispiel Zitrone, Limette, Lemongrass und Orange.

Gib einen Tropfen auf die Handfläche reibe sie aneinander und rieche daran. Selbstverständlich kannst du die Düfte auch über einen Diffuser im Raum vernebeln.

Kommen wir zum Fazit

Um im Frühjahr gesund und fit zu sein, gilt es die Eigenschaften des Kapha-Doshas auszugleichen:

Leichtes und warmes Essen mit Gewürzen die unsere Verdauung anregen

Viel Bewegung, nach Möglichkeit direkt am Morgen und an der frischen Luft

Inneres und Äusseres aufräumen

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Dieser Blogartikel ist im Rahmen eines Vortrags entstanden zudem es auch ein Handout gibt. In dem Handout findest du neben der Zusammenfassung der einzelnen Tipps auch Rezepte sowie Vorschläge für eine im Frühling angepasste Yogapraxis.

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